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Aktuell und Kontrovers am 29.05.2018: Frauen im Salafismus

Eine Einladung zur Diskussion



Der Niedersächsische Verfassungsschutz hat die mittlerweile sechste Veranstaltung aus der Reihe „Aktuell und Kontrovers - Verfassungsschutz im Diskurs mit Wissenschaft und Gesellschaft“ am 29. Mai 2018 in den ver.di-Höfen Hannover durchgeführt. Thema der Veranstaltung war „Frauen im Salafismus“.

In Ihrer Begrüßungsrede führte Maren Brandenburger, Niedersächsische Verfassungsschutzpräsidentin, aus, dass nach Erkenntnissen des Niedersächsischen Verfassungsschutzes das Potenzial an Salafisten in Niedersachsen derzeit 880 Personen umfasst, etwa zehn Prozent davon seien Frauen.

Prägend für den Salafismus ist eine strikte Geschlechtertrennung. Trotz der eingeschränkten Freiheiten, die das Rollenideal beinhaltet, engagieren sich Frauen und Mädchen in der salafistischen Szene. Die Position der Frau in der salafistischen Szene hat in den letzten Jahren einen Wandel erfahren. Frauen sind eingebunden in Missionierungskampagnen und mehr und mehr auch in konkrete logistische Unterstützung.

Da in der Regel nicht angenommen wird, dass aus Syrien und dem Irak zurückgekehrte Frauen aktiv am Kampf beteiligt waren und sich in vielen Fällen keine Straftat nachweisen lässt, können Rückkehrerinnen häufig sofort wieder in der salafistischen

Szene aktiv werden. Zudem kommen die Frauen oftmals mit Kindern zurück, die entweder mit ihnen ausgereist sind oder auf dem Gebiet des sogenannten Islamischen Staates geboren wurden. Deshalb ist es wichtig, auch Frauen mit Präventionsarbeit zu erreichen. Denn sie selbst spielen in salafistischen Netzwerken und speziell in der Erziehung der Kinder eine maßgebliche Rolle.

Die gestiegene Bedeutung von Frauen in Bezug auf salafistische Radikalisierungsprozesse stellt auch die Islamismusprävention vor neue Herausforderungen. Es bedarf adressatenorientierter, auf den Einzelfall zugeschnittener Maßnahmen, die geschlechtsspezifische und soziale Aspekte einbeziehen.

Der Niedersächsische Verfassungsschutz kümmert sich im Rahmen der Kompetenzstelle Islamismusprävention in Niedersachsen (KIP NI) intensiv um dieses Thema. Mit der Rolle der Frau im Salafismus beschäftigt sich KIP NI bereits seit längerem. In ressortübergreifenden Arbeitsgruppen werden die Themen „Prävention und Intervention bei Familien mit Radikalisierungstendenzen“ oder „Umgang mit Rückkehrerinnen und Rückkehrern“ intensiv erörtert.

„Das duale und klar zugeschnittene Rollenverständnis von Mann und Frau wird in der salafistischen Szene selbst propagiert und ist fester Bestandteil des salafistischen Weltbildes. Und wir wissen, dass gerade diese begrenzende und eingrenzende Rolleneinteilung für junge Mädchen und Frauen auch als positiver Faktor für eine Radikalisierung hin zur islamistischen Ideologie gewirkt hat oder wirkt. Allerdings ist diese verkürzte Sicht von männlichen Tätern und weiblichen Opfern, die auch lange den medialen und gesellschaftlichen Diskurs über die salafistische Szene geprägt hat, in dieser Form nicht haltbar“, so Brandenburger.

Diskutiert wurden mit den Expertinnen und Experten beispielsweise folgende Fragestellungen:

  • Täter und/oder Opfer? Welche Rolle wird salafistischen Frauen zugeschrieben und wie sehen sie sich selbst?“
  • Wie können betroffene Frauen durch Präventionsarbeit am besten erreicht werden? oder
  • Wie kann sich eine salafistische Erziehung auf Kinder auswirken?

Es debattierten:

Nora Fritzsche ist Politik und Religionswissenschaftlerin und arbeitet für die Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Nordrhein-Westfalen e. V.

Sanem Kleff ist Pädagogin und u. a. Leiterin der Bundeskoordination von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.

Prof Dr. Ahmed Toprak ist Erziehungswissenschaftler und Dekan des Fachbereichs Angewandte Sozialwissenschaften der Fachhochschule Dortmund.

Die Moderatorin Marfa Heimbach ist Islamwissenschaftlerin und Historikerin und arbeitet u. a. als freie Hörfunkjournalistin. Im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung leitet sie seit 2004 das Dialogprojekt für Imame und Pfarrer.

Anlässlich der Diskussionsveranstaltung zum Thema stellte der Niedersächsische Verfassungsschutz seine neue Broschüre „Frauen im Salafismus“ vor, die u. a. Hintergrundinformationen zum Frauenbild und zu der Rolle der Frau in der salafistischen Szene enthält. Zur Broschüre gelangen Sie hier.

Die Presseinformation zur Veranstaltung können Sie in der nebenstehenden rechten Spalte herunterladen.


Weitere Informationen zum Islamismus/Salfismus aber auch zu den anderen Aufgabenbereichen des Verfassungsschutzes finden Sie hier.


Darüber hinaus zeigt der aktuelle Verfassungsschutzbericht 2017 die Entwicklung in den Phänomenbereichen im vergangenen Jahr auf. Zum Verfassungsschutzbericht gelangen Sie hier.





Referenten der Veranstaltung

Verfassungsschutzpräsidentin Maren Brandenburger  
Verfassungsschutzpräsidentin Maren Brandenburger
Marfa Heimbach  
Marfa Heimbach
Prof. Dr. Ahmed Toprak  
Prof. Dr. Ahmed Toprak
Nora Fritzsche  
Nora Fritzsche
Sanem Kleff  
Sanem Kleff
Prof. Dr. Ahmed Toprak, Nora Fritzsche, Maren Brandenburger, Sanem Kleff, Marfa Heimbach  
Prof. Dr. Ahmed Toprak, Nora Fritzsche, Maren Brandenburger, Sanem Kleff, Marfa Heimbach
Flyertitel "Aktuell & Kontrovers: Frauen im Salafismus"  

Flyertitel "Aktuell & Kontrovers: Frauen im Salafismus"

Einladungsflyer Aktuell & Kontrovers

 
(PDF)

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