8. KIP NI-Jahrestagung am 01.12.2025 in Hannover durchgeführt
Kindheit und Jugend in Krisenzeiten – Gemeinsame Wege in der Islamismusprävention
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Kompetenzforum Islamismusprävention Niedersachsen (KIP NI) hat seine achte Jahresveranstaltung zum Thema
"Kindheit und Jugend in Krisenzeiten – Gemeinsame Wege in der Islamismusprävention"
am 1. Dezember 2025
in der Akademie des Sports in Hannover durchgeführt.
Bildrechte: MI - Abt. 5
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Die Niedersächsische Ministerin für Inneres, Sport und Digitalisierung, Daniela Behrens, begrüßte die rund 190 Gäste und betonte die Wichtigkeit des Ressort- und Professionsübergreifenden Zusammenwirkens in der Extremismusprävention, wie sie erfolgreich im Rahmen des KIP NI stattfindet. In Bezug auf das Thema der Tagung richtete die Ministerin den Blick darauf, dass Kinder und Jugendliche in einer Zeit aufwachsen, die von Krisen, Konflikten und Unsicherheiten geprägt sind. Es sei deshalb notwendig, ihnen Halt und Orientierung zu geben. "
"Islamismusprävention ist keine alleinige Aufgabe der Sicherheitsbehörden, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe der Bildung, der Sozialarbeit, der Medienpädagogik, der Religion, der Familien und der Politik", so Behrens.
Kinder und Jugendliche seien keine Risikogruppe, sondern Menschen mit Bedürfnissen, mit Potenzial, mit Fragen und mit einem Recht darauf, ernst genommen zu werden. Islamismusprävention dürfe nicht erst einsetzen, wenn extremistische Ideologie bereits verfangen habe.
"Sie beginnt viel früher: bei der Stärkung von Resilienz, beim Selbstwert, bei der Fähigkeit, Informationen einzuordnen und kritisch zu denken. Die Krisen werden nicht einfach verschwinden. Aber wir können entscheiden, ob sie uns spalten oder, ob wir in ihnen zusammenstehen. Ob sie Angst schüren oder Solidarität fördern. Ob sie junge Menschen verunsichern oder sie darin bestärken, selbst teil der Lösung zu sein."
(Die vollständige Rede können Sie in der rechten Spalte herunterladen.)
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Die zwei Geschäftsführerinnen des KIP NI, Daniela Schlicht, Verfassungsschutz Niedersachsen und Lisa Borchardt, Landeskriminalamt Niedersachsen, betonten in ihrem Geschäftsbericht: "Wir stehen in der Islamismusprävention alle vor der gleichen Herausforderung: Durch gesellschaftliche Krisen ausgelöste Verunsicherungen und Ängste können Radikalisierungsprozesse und antidemokratische Haltungen bei Kindern und Jugendlichen befördern.", so Schlicht.
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Lisa Borchardt: "Wir haben über die Jahre gelernt, dass wir verlässliche Strukturen benötigen, um insbesondere Kinder und Jugendliche wirksam vor extremistischer Einflussnahme zu schützen sowie stabile Netzwerke, die in konkreten Fällen von Radikalisierung wie Zahnräder ineinandergreifen."
Am KIP NI beteiligte Mitarbeitende des Landespräventionsrates, von beRATen e. V. und der Regionalämter für Schule und Bildung stellten dar, welche Projekte und Maßnahmen ihrerseits bezüglich des Tagungsthemas durchgeführt werden.
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In dem ersten Fachvortrag referierte Prof. Dr. Andreas Zick, Professor für Sozialisation und Konfliktforschung, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld über Radikalisierung in der Adoleszenz - Psychosoziale Spannungen, Räume der Resonanz und präventive Verantwortung. Er betonte, dass viele junge Menschen das Gleichheitsversprechen der Demokratie als nicht eingelöst erleben. Dieses Gefühl mangelnder Teilhabe und Anerkennung begünstige ihre Anfälligkeit für radikale Narrative.
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Daran anschließend ging Prof. Dr. Naika Foroutan, Professorin für Integrationsforschung und Gesellschaftspolitik an der Humboldt-Universität zu Berlin, Direktorin des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) auf Perspektiven für die Prävention hinsichtlich hybrider Identitäten in Kindheit und Jugend ein. Sie führte aus, dass in Deutschland über Jahrzehnte hinweg Integrations- und Förderangebote für muslimische Communities unzureichend gewesen seien und dass noch immer Defizite in der Anerkennungspolitik bestehen.
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In dem anschließenden, von Andrea Oster, Journalistin und Moderatorin beim WDR 5, moderierten Podiumsgespräch veranschaulichten Zick und Foroutan, dass die aktuell zu beobachtenden Radikalisierungsprozesse durch internationale politische Dynamiken verstärkt würden. Zudem betonten sie den Einfluss sozialer Medien, bezüglich derer jungen Menschen oftmals die Fähigkeit fehle, die Inhalte einordnen zu können. Foroutan forderte mehr Transparenz seitens staatlicher Stellen im Umgang mit Desinformation, während Zick betonte, dass vor allem Kinder und Jugendliche besser auf digitale Gefahren vorbereitet werden müssten. Einig waren sich beide Diskutierenden, dass Verbote sozialer Medien kaum Wirkung entfalten würden. Stattdessen bedürfe es mehr ansprechbarer Vertrauenspersonen, insbesondere mit Migrationshintergrund (z. B. aus den Bereichen der Sozialarbeit oder der Polizei), im sozialen Raum, um Zugang zu jungen Menschen zu schaffen und ihnen Orientierung und Unterstützung bieten zu können. Diese Einschätzungen wurden auch in den Publikumsfragen bestätigt, die sich überwiegend auf die Rolle sozialer Medien bezogen.
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Am Nachmittag wurden in vier Workshops Einzelaspekte des Tagungsthemas vertieft.
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Der Workshop "Gaming, Digital Streetwork und Radikalisierungsprävention im digitalen Raum", befasste sich mit islamistischer Propaganda im Gaming-Bereich, der Diskussion über Radikalisierung mittels Gaming und Extremismus in Sozialen Medien sowie der Vorstellung präventiver Projekte. Der Workshop wurde von ReferentInnen des Niedersächsischen Verfassungsschutzes, des Innenministeriums Nordrhein-Westfalen und dem Projekt AwareNet, AVP e. V. durchgeführt.
Der Workshop "Umgang mit Gruppendynamiken im Klassenzimmer am Beispiel Nahostkonflikt" simulierte anhand kontroverser Themen des Nahostkonflikts Gruppendynamiken, um Interaktion und Meinungsbildung anzuregen. Es wurden Methoden vermittelt, wie mit emotionalen Themen im Unterricht umgegangen werden kann. Der Workshop wurde von einer Referentin von beRATen e. V. angeboten.
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Der Workshop "Schülerinnen und Schüler in Radikalisierungsprozessen. Möglichkeiten, Chancen und Grenzen der Beratung und Unterstützung durch schulische Beratungsteams" lieferte eine theoretische Fundierung zu Radikalisierungsmodellen und führte eine Fallarbeit zu möglichen Gesprächsansätzen und Netzwerkpartnern durch. Es wurde die herausragende Bedeutung von Beziehungsarbeit, Vernetzung und dem Abbau von Vorurteilen im schulischen Kontext betont. Der Workshop wurde von Mitarbeitenden der Regionalämter für Schule und Bildung durchgeführt.
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Der Workshop "Radikalisierung und sozialer Nahraum, Quartiersentwicklung, lokale Netzwerke" stellte die präventive Rolle der Gemeinwesenarbeit durch Netzwerke und lokale Projekte dar und unterstrich die Wichtigkeit des frühzeitigen Aufbaus von Vertrauen zur Schaffung von Resilienzen gegen Radikalisierung. Dieser Workshop wurde von Mitarbeitenden der LAG Soziale Brennpunkte Niedersachsen e. V. durchgeführt.
Im Verlauf der Tagung konnten die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer über Mentimeter-Abfragen ihre Eindrücke einbringen. Es wurde deutlich, dass auch aus dem Publikum die derzeit größte Herausforderung in der Islamismusprävention insbesondere im Umgang mit den Sozialen Medien gesehen wird. Mit Sorge wurde darüber hinaus die wahrgenommene Polarisierung der Gesellschaft genannt sowie als Herausforderung der Zugang zu jungen Menschen. Die Wichtigkeit guter Netzwerke in der Extremismusprävention wurde abschließend als wichtiges Fazit von vielen Teilnehmenden formuliert.
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